Weinbau in traditioneller KulturlandschaftKulturlandschaft

WEINBAU IN TRADITIONELLER

KULTUR-
LANDSCHAFT

Seit über 800 Jahren wird in Stuttgart-Rohracker Weinbau betrieben. Seither hat sich das Gesicht der Landschaft kaum verändert. Damals wurden die steilen Hänge terrassiert. Die Trockenmauern machen eine Bewirtschaftung überhaupt erst möglich – wenngleich auch nahezu nur in Handarbeit.

Diese alte Kulturlandschaft fiel nicht der „Rasierklinge“ der Rebflurbereinigung zum Opfer, bei der auf vielen Weinbauflächen in Württemberg neben den Mauern auch das komplette Relief zerstört wurde und die Landschaft ihr natürliches Gesicht verlor.

Die Verzahnung von Kultur und Geschichte, von Vielfalt und Eigenart liefert viele unterschiedlicher Lebens- und Wirtschaftsräume auf kleinem Raum. Sie zeichnet auch heute noch die Kulturlandschaft in Stuttgart-Rohracker aus und macht sie in hohem Maße lebenswert.

Der Boden - das Terroirdas Terroir

DER BODEN - DAS TERROIR

Auf der Gemarkung finden sich ausschließlich Gesteinsschichten des Keupers (235-201 Millionen Jahre alt). Es handelt sich um wechselgelagerte Ton-, Mergel- (Kalk-Ton-Gemisch) und Sandsteine. Die Gesteine bedingen das weiche, rundliche, aber dennoch steile Landschaftsbild.

Keuperböden sind ideal für den Weinbau

Keuperböden sind nährstoffhaltig, weil tonreich, gut durchwurzelbar und entwässernd, weil sandreich und rötlich-dunkel, weshalb sie sich schnell erwärmen. Die Weinbergböden wurden früher vor Neuanpflanzungen „geritten“. Dieses tiefgründige Umgraben förderte unverwitterten Keupermergel an die Oberfläche, was im Laufe der Zeit zu einer mäßigen, oft einzig verfügbaren Düngung führte. In den Terrassenweinbergen von Stuttgart-Rohracker wurden bis zu 2 Meter mächtige „Grab-Horizonte“ gefunden.

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Backofen im Weinberg:
die Trockenmauern

Die Trockenmauern wirken als große Wärmespeicher. Die Oberfläche kann sich auf bis zu 70 °C erhitzen. Bis weit in die Nacht wird diese Wärme langsam an die Umgebung abgegeben. Dadurch lassen sich absolute Spitzenweine produzieren.

Stein auf Stein –unsere Trockenmauernunsere Trockenmauern

STEIN AUF STEIN 
UNSERE TROCKENMAUERN

Lebensraum bedrohter Arten

Charakteristikum der Rohracker Weinberge sind die Jahrhunderte alten Trockenmauern. Diese stehen unter Biotopschutz und sind Zeugnis der Fleißarbeit vieler Generationen. Zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten wie die Schlingnatter, der Feuersalamander oder der Schriftfarn finden hier geeignete Lebensräume.

Alte Handwerkskunst

Trockenmauern sind nicht nur einfach aufgeschichtete Steine. Sie müssen vor allem dem Hangdruck widerstehen, wozu es einer stabilen Hintermauerung bedarf. Diese wird aus unbehauenen, miteinander verkeilten Feld- oder Bruchsteinen erstellt. Der sichtbare Teil der Mauer wird mit der Hintermauerung verzahnt. Das Wissen um den beschwerlichen Bau von Trockenmauern droht auszusterben, weshalb sich das Steilwerk mit den Feldmaurern und der Stadt Stuttgart für ihren Erhalt engagiert.

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Terrassenweinbergestecken  voller  Lebenstecken  voller  Leben

TERRASSENWEINBERGE STECKEN VOLLER LEBEN

Augen auf, denn viele tierische und pflanzliche Lebenskünstler wohnen an oder in den Trockenmauern. Besonders hitzetolerante Arten, die in der freien Natur an Felswänden oder in Südeuropa beheimatet sind, lieben die Mauern als Wärmespeicher.

Am Rand der Weinberge wachsen Aprikosenbäume, Mandelbäume und sogar Feigenkakteen. Schöllkraut, Gelber Lerchensporn und Zimbelkraut sowie trockenheitsresistente Farne gedeihen in den Mauern prächtig, um nur einige Pflanzen zu nennen.

Die Mauerspalten dienen tagsüber als herrlich schattige Rückzugsorte für Zauneidechsen, Feuersalamander, Blindschleichen und Kröten. Während Ringelnattern und die seltenen Schlingnattern gerne mal auf der Mauer beim Sonnenbad zu beobachten sind. Gefährlich, denn auch Greifvögel wie Turmfalke, Mäusebussard und Sperber fühlen sich in den terrassierten Steillagen wohl, während Zaunammer, Wendehals oder Gartenrotschwanz fröhlich ein Liedchen zwitschern.